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Das Modern Sound[s] Orchestra (MSO) scharrt schon mit den Hufen: Es will nach dem kurzen Intermezzo im Sommer des vergangenen Jahres wieder proben. Nun tut es das auch wieder – wenngleich auch anders als gewohnt. Denn anstatt die Instrumente wieder in die Hand zu nehmen, genügen am 31. März 2021 die eigenen Noten.

Zur gewohnten Probenzeit um 19:30 Uhr erläutert Dirigent Henning Klingemann den bei der Videokonferenz anwesenden Mitgliedern seines Orchesters, worauf er geachtet hätte, hätte er gerade mit ihnen geprobt. Den Beginn macht an diesem Mittwoch „The Last Centaur“ von Rossano Galante. An zahlreichen Passagen weist Klingemann darauf hin, warum genau hier die Hörner in den Vordergrund treten müssten oder dort keine Lücke zwischen den motivischen Einheiten entstehen dürfe. Dabei zeigt er die jeweiligen Stellen in der Partitur, die er den Teilnehmern der Videokonferenz auf dem Bildschirm freigibt. Mit dem Gesamtblick auf alle Instrumente erschließen sich Klingemanns Vorstellungen, die durch den sonst auf dem eigenen Notenständer liegenden Stimmenauszug verborgen bleiben. Die Einordnung in den Kontext macht aber auch klar, dass bei der individuellen dynamischen Interpretation ein Forte nicht immer die gleiche Lautstärke bedeuten muss, sondern ebenso wie die Länge eines Staccatos situationsabhängig ist.

 

Dirigent Henning Klingemann erläutert den MSOlern anhand der Partitur, worauf es ihm bei „The Last Centaur“ ankommt



Auch das Ineinandergreifen einzelner Melodieabschnitte erschließt sich nicht immer aus den eigenen Noten. Wenn man aber das Wechselspiel in der Gesamtheit sieht, wird deutlich, wann man zugunsten der Mitspieler in die zweite Reihe tritt, ehe das eigene Instrument danach wieder an Bedeutung gewinnt. Belege für seine ästhetischen Thesen liefert Klingemann durch Hörbeispiele mit teils gelungeneren Umsetzungen oder auch als Indiz dafür, warum es nach seinen Vorstellungen besser klingen könnte.

Auf diese Weise verdeutlicht er einerseits die Beharrlichkeit an dem Herauskitzeln von Details, andererseits geht es ihm aber auch darum, schon einige Schritte vorwegzunehmen, so dass dann idealerweise vieles bereits direkt in der Praxis umgesetzt werden wird. Die MSO-Musiker waren am Ende der Probe angesichts der neu gewonnenen Erkenntnisse und Klingemanns gewohnter Expertise angetan von diesem aus der Not geborenen Format. Auf diese Weise will das MSO nun im Zwei-Wochen-Rhythmus das anstehende Repertoire kennen lernen. Schließlich wollen alle „fit“ sein, wenn sie nach dem Lockdown wieder gemeinsam die Instrumente in die Hand nehmen dürfen.

(ja)

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