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Es gibt Momente, in denen jeder Mensch die Chance bekommt zu zeigen, was in ihm steckt. Bei uns Musikern ist es vielleicht ein schweres Solo, das es zu meistern gilt, für Menschen im Beruf die anstehende Präsentation des eigenen Projekts oder für Schüler die nächste Klassenarbeit.

Die Special Olympics geben sportlich engagierten Menschen mit geistiger Behinderung genau diese Chance. Durch ihre Erfolge beflügelt, erhalten die Sportler neben Anerkennung auch ein größeres Selbstbewusstsein und erlangen dadurch im besten Fall eine größere Teilhabe an der Gesellschaft.

Mit einem Festakt am Abend des 15. Juli 2015 im Erika-Fisch-Stadion wurden die diesjährigen Landesentscheide der Special Olympics in Hannover eröffnet. Wie bereits 2013 wurde das Modern Sound[s] Orchestra (MSO) gebeten, die Veranstaltung musikalisch zu umrahmen. Wer von den Musikern vor zwei Jahren bereits dabei war, erinnerte sich vielleicht noch an die vielen Gänsehaut-Momente während der Veranstaltung: sei es die unglaubliche Dankbarkeit, die Freude oder auch die Begeisterungsfähigkeit der Athleten – dies wollte anscheinend keiner verpassen, sodass das MSO wieder in voller Orchesterstärke antrat.

Und genau zu dieser feierlichen, aber auch ausgelassen fröhlichen Stimmung kam es erneut. 20 Minuten vor Beginn der Veranstaltung saßen die MSOler auf ihren Stühlen und sorgten mit einem Medley aus Melodien von Elvis bereits vorab für eine gute Stimmung. Eine Clowngruppe hatte ihren Spaß mit den Musikern: So versuchten sie das Orchester zu dirigieren, imitierten einzelne Musiker und verteilten Glitzer über deren Köpfe und stopften bunte Papiertaschentücher in die Jacketts der Männer. Dies sorgte nicht nur bei den Musikern für Gelächter.

Der eigentliche Festakt wurde vom MSO mit einem weiteren Medley bekannter Melodien von Herbert Grönemeyer eröffnet. Bereits zu diesem Zeitpunkt tanzten einige der Sportler bei dem Stück „Mambo“. In der folgenden offiziellen Begrüßung wurden nicht nur die Athleten, sondern auch die zahlreichen Ehrengäste wie Hannovers Oberbürgermeister Schostock willkommen geheißen. Auch das MSO wurde erwähnt: Vor zwei Wochen hatte das Orchester den Niedersächsischen Orchesterwettbewerb in Rotenburg gewonnen und wurde dafür von den rund 800 begeisterten Zuhörern frenetisch bejubelt. Aber natürlich standen die Sportler, nicht das MSO, im Mittelpunkt dieser Veranstaltung. „Der Einzug der Sportler“ stand auf dem Programm. Eine Abordnung jedes teilnehmenden Verbandes durfte seine Fahne durch das Zelt tragen, begleitet vom Applaus des stehenden Publikums. Die teils farbenfrohen, teils traditionellen Flaggen wurden voller Stolz von den Athleten durch das Publikum getragen. Dirigent Henning Klingemann hatte dazu die Fanfare „Young Pheasants in the Sky“ herausgesucht! Die Sportler im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit - genau darum geht es bei dieser Veranstaltung schließlich. Besonders freuen durften sich das MSO über einen bekannten Verein aus seinem Heimatort: die Lebenshilfe Seelze!

Nach weiteren Darbietungen von u.a. einer Hip-Hop-Gruppe, die vor kurzem bei einer Weltmeisterschaft in Las Vegas für Deutschland antrat, wurde es wieder feierlich. Das Hissen der Special Olympics-Fahne stand an und in der Tradition der Olympischen Spiele erklang dazu die „Olympic Fanfare and Theme“ von John Williams – die offizielle Hymne der Olympischen Sommerspiele in Los Angeles 1984. Das anschließende Entzünden des olympischen Feuers wurde vom MSO mit dem Stück „One Moment in Time“ untermalt.

Höhepunkt und gleichzeitiger Abschluss der Veranstaltung war das Erklingen der Special Olympics-Hymne „Ich gewinn‘“. Frieder Schmidt, Dozent an der Musikhochschule Hannover und Chorleiter der mixed voices, hatte sich dafür etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Er hatte die Hymne für sinfonisches Blasorchester und drei Chöre arrangiert. Dirigent Klingemann war jetzt ganz besonders gefordert: Er musste nicht nur 60 Musiker, sondern auch noch einen 60-köpfigen Chor leiten. Spätestens nach der ersten Strophe war klar, dass sich das gewagte Projekt gelohnt hatte. Keinen der Sportler hielt es mehr auf seinem Platz: Es wurde mitgeklatscht, mitgesungen und gewunken. Ein sehr bewegender Abschluss der Veranstaltung, in dem man die pure Lebensfreude dieser Menschen erleben durfte und welche Begeisterung unsere Musik auslösen kann. Hierzu passt auch sehr gut das Motto der Special Olympics: „Gemeinsam stark“ – dies gilt nicht nur für Sportler, sondern auch für uns Musiker im Orchester.

Mit diesen Eindrücken wird das MSO in seine wohlverdiente Sommerpause gehen. Im September wird das Ensemble dann die Proben für das nächste anstehende Konzert „Einmal alle(s) bitte“ am 17. Oktober um 18 Uhr im Georg-Büchner-Gymnasium in Letter aufnehmen. Details dazu werden rechtzeitig folgen.

(an)

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