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Kann sinfonische Blasmusik und Gesang in Einklang gebracht werden? Mit einem großen Kirchenkonzert trat das Modern Sound[s] Orchestra am 19. April 2015 in der altehrwürdigen hannoverschen Markuskirche vor rund 300 Zuhörern den Beweis an. Musikalische Vielfalt ist bei den rund 60 Orchestermusikern ohnehin kein Thema, schließlich sind alle Instrumente, von der Triangel bis zu Röhrenglocken, vom E-Bass bis zum E-Piano, von der Piccoloflöte bis zur Tuba, vertreten. In dieser Besetzung startete das große Orchester unter der Leitung von Henning Klingemann seinen musikalischen Streifzug im beginnenden 18. Jahrhundert mit Auszügen aus der Wassermusik von Georg Friedrich Händel, wohldosiert und sorgfältig auf die dynamischen Abstufungen achtend. Die beiden nachfolgenden Arien aus Wolfgang Amadeus Mozarts Die Zauberflöte entführten das Publikum in die Mitte des 18. Jahrhunderts. In der Rolle des Vogelfängers mit miniaturisierter Panflöte und kraftvoller Baritonstimme brillierte Opernsänger Stefan Adam in den Arien Der Vogelfänger bin ich ja und Ein Mädchen oder Weibchen. Der studierte Kirchenmusiker hat sein anschließendes Gesangsstudium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln mit Auszeichnung absolviert und war danach an verschiedenen Theatern angestellt. Seit Beginn der Spielzeit 2009/2010 feiert der Bariton große Erfolge an der Niedersächsischen Staatsoper Hannover.


Dank der Zurückhaltung der Musiker war der prachtvolle Gesang trotz nicht einfacher akustischer Verhältnisse in der Kirche sehr präsent und eine echte Bereicherung des orchestralen Klangbildes. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind beginnt eines der berühmtesten Gedichte aus der Hand des großen deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe – vertont wurde das Werk von Franz Schubert, gesungen an diesem Abend von Adam voller Einfühlungsvermögen und bedacht mit großem Applaus des Publikums. Danach gab das Orchester seine Zurückhaltung auf, denn es stand eine rein instrumentale Prozession auf dem Programm. Mit der kraftvoll martialischen Procession of the Nobles von Nicolai Rimsky-Korsakov aus der Oper Mlada war man schließlich auf der musikalischen Zeitreise im 19. Jahrhundert angelangt und zum Abschluss des ersten Konzertteils gab Adam noch eine weitere Kostprobe seiner Stimmgewalt als Toreador aus George Bizets Oper Carmen.


Originalkompositionen sind häufig speziell für große, sinfonische Blasorchester komponiert und geben einzelnen Registern die nötigen Freiräume, um klanglich in den Vordergrund zu treten. Ein solches Beispiel war Tignale von Carl Wittrock, das satte, fanfarenartige Blechbläserklänge mit zarten Flötenklängen vereint und den zweiten Konzertteil würdig eröffnete. Waren es im ersten Teil zwei Mozart-Arien, so gab es nun zwei Auszüge aus George Gershwins Oper Porgy and Bess, erneut getragen von der wundervoll samtigen Baritonstimme des Gesangssolisten. Mit dem Bach-Choral Jesus bleibet meine Freude entschwebte das Orchester dann langsam wieder in die Vergangenheit. Und zwar weit zurück mit Renaissance-Klängen des 16. Jahrhunderts aus Tylman Susatos fünfsätziger Suite The Danserye. Das traumhaft gesungen und gespielte Nessun Dorma aus der Puccini-Oper Turandot sollte eigentlich das Konzert beenden, doch der große Applaus und die Standing-Ovations der Gäste wurden natürlich mit zwei Zugaben belohnt. Zum einen das Gänsehaut-Stück Highland Cathedral und zum anderen ein Stück der Kategorie Modern Sound[s], zumindest am Zeitstrahl des restlichen Programms gemessen: Hallelujah von Leonard Cohen. Und hier zeigte sich zum Abschluss noch einmal, wie hervorragend sinfonische Blasmusik, sofern sorgfältig ausgewählt, mit Gesang in Einklang zu bringen ist. Mehr noch: An diesem Abend wurde sie durch Stefan Adams phantastische Stimme gleichsam veredelt.

(tj)

 

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